Veranstaltung: | Kommunalwahlprogramm Neumarkt |
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Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 31.10.2019, 10:09 |
Antragshistorie: | Version 1 |
A3NEU: Kommunale Familienpolitik
Text
Aufgabenstellung der Kommunen muss es daher sein, möglichst ganzheitlich und
leicht zugängliche Unterstützungsmöglichkeiten für Familien zu schaffen.
Eine moderne kommunale Familienpolitik muss Angebote für verschiedene
Lebensentwürfe- und -situationen bereithalten, gerecht sein und Teilhabe für
alle ermöglichen. Die Ansatzpunkte und Lösungen sind dabei so differenziert und
vielfältig, wie die Lebensentwürfe und die Familien selbst.
Wir Grüne wollen, dass die Kommunen in Bayern Kinder und Familien in das Zentrum
ihres politischen und planerischen Handelns rücken und diese in ihrem
Wirkungskreis gezielt unterstützen. Denn eine familienfreundliche Kommune ist
auch eine lebenswerte Kommune mit funktionierender Infrastruktur, reichem
Sozialleben und Weitblick für künftige Herausforderungen. Die
Entwicklungspotentiale von Kommunen sind mit familienfreundlichen
Lebensumständen verzahnt und im besten Eigeninteresse der Kommunen.
Wir wollen, dass die Kommunen durch die Ausweisung von verkehrsberuhigenden
Maßnahmen, Investitionen in moderne und sichere Spielplätze und mehr
Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum die Familien aktiv unterstützen.
Familienpolitik soll als übergreifende Querschnittspolitik in den Städten und
Gemeinden etabliert und institutionalisiert werden. Kommunen dürfen Kinder und
Familien nicht nur als Querschnittsthema entlang verschiedener Ressorts und
deren fachspezifischer Blickwinkel begreifen, sondern ganzheitlich betrachten.
Wir Grüne setzen uns für die Erarbeitung eines familienpolitischen Leitbilds
ein. So können jegliche politische Entscheidungen auf ihre Familientauglichkeit
in der Kommune überprüft und mitgestaltet werden. Wir sind überzeugt, dass eine
zentrale Anlaufstelle in der Stadtverwaltung der Schlüssel für eine
zielgerichtete Familienpolitik ist, daher wollen wir ein kommunales Management
für Familien in der Verwaltungsebene zusammen mit einer familienpolitischen
Gesamtstrategie etablieren, um die Förderung kinder- und familienfreundlicher
Strukturen entwicklungsorientiert in die kommunale Regelpraxis zu integrieren.
Dazu gehört auch ein regelmäßiges Monitoring, in welchem Informationen zu den
Familien und deren Problemlagen in der Form einer dauerhaften
Familienberichterstattung erfasst werden.
Weiter finden wir die Einrichtung eines regelmäßigen zusammentretenden
Familienausschusses mit Vertretern relevanter Ämter und Stellen essentiell,
damit Politik das Thema Familie nicht aus den Augen verliert.
1) Familien mit Babys und Kleinkinder
- Wir fordern, dass die Stadt Neumarkt Verantwortung übernimmt und selbst
die Trägerschaft für eine oder mehrere Kindertagesstätten übernimmt.
Aktuell sind die Kindertagesstätten mehrheitlich in kirchlicher
Trägerschaft. Dadurch hat die Stadt nur wenig bis gar keinen Einfluss auf
wesentliche Faktoren wie Betreuungszeiten, Personalschlüssel oder
Essensversorgung.
- Wir fordern den aktiven Ausbau der Versorgung mit Tagesmüttern. Für Kinder
jeglichen Alters ist eine Betreuung in Kleinstgruppen von Vorteil. Zudem
können Tagesmütter flexibler auf die individuellen Bedürfnisse der
Familien reagieren, z.B. für Randzeiten, Schichtdienste und Ferienzeiten.
Die Stadt Neumarkt muss sich verpflichtet fühlen, für eine regelmäßige und
verstärkte Ausbildung von Tagesmüttern zu sorgen und die Familien beim Finden
von Tagesmüttern besser zu unterstützen. Die Ausbildung für Tagesmütter muss
aktiv beworben und unterstützt werden.
2) Familien mit Schulkindern
- Wir wollen neben dem Angebot der Ganztagsschulen ein flächendeckendes und
attraktives Angebot der Nachmittagsbetreuung für Schulkinder. Wir Grüne
setzen uns dafür ein, dass dabei gesellschaftliche Netzwerke zur Betreuung
und Unterstützung als ergänzendes Angebot zu den Ganztagesleistungen der
Stadt, z.B. durch Bereitstellung von Räumlichkeiten, gefördert werden.
Davon profitieren sowohl Eltern, da sie Familie und Beruf besser unter
einen Hut bringen können, als auch die Kinder, durch einen besseren Zugang
zu einem umfassenden und vielfältigen Bildungsangebot. Natürlich muss hier
die Stadt als Arbeitgeberin mit gutem Vorbild voran gehen. Ziel muss sein,
dass Eltern nicht auf das passende Angebot hoffen müssen, sondern eine
Wahlmöglichkeit haben.
- Eine weitere Erleichterung im Berufsalltag von Familien stellt die
Schaffung von "Co-Working-Spaces" in Kombination mit
Kinderbetreuungsmöglichkeiten dar. Sie bieten den Eltern die Option in der
Nähe des (noch kleinen) Kindes zu arbeiten, und gleichzeitig dem Beruf
nachzugehen. Dafür braucht es Räumlichkeiten, aber auch den Dialog mit den
Unternehmen vor Ort, um diese auf die Thematik aufmerksam zu machen und
ggf. zu sensibilisieren.
- Familien werden immer wieder mit Situationen konfrontiert, in denen Hilfe
von außen einen unschätzbaren Wert hat, vor allem für sozial schwächere
oder neu zugezogene Familien. Unser Ziel ist es, hier steuernd
einzugreifen und Angebot und Nachfrage zusammen zu bringen, beispielsweise
im Rahmen von Familienpatenschaften: Engagierte Bürger*innen können sich
bei Stadt oder Gemeinde in Hilfslisten eintragen lassen, wobei sie selbst
den Rahmen ihrer Hilfeleistung bestimmen können – sei diese ganz
praktischer Natur wie Besorgungen machen, oder finanzieller Natur,
beispielsweise das Sponsoring einer Teilnahme am städtischen
Ferienprogramm. Ebenso verhält es sich mit der Freiwilligenarbeit und
Nachbarschaftshilfe.
- Wir fordern einen flächendeckenden Ausbau des gesicherten
Internetzugangs plus W-Lan in den Schulen. Gepaart mit einer
dauerhaften administrativen Betreuung durch externe Experten und
einer nachhaltigen, kontinuierlichen, intensiven
Fortbildung/Ausbildung einiger Lehrkräfte in den einzelnen Schulen
kann dies zu einer erfolgreichen digitalen Bildung schon im
Grundschulalter führen.
- Wir fordern einen flächendeckenden Ausbau des gesicherten
- Fahrradwege in Richtung Schulen müssen ausgebaut und sicherer
gemacht werden. Das betrifft z.T. die Beleuchtung und Abgrenzung zur
Fahrbahn (z.B. in der Amberger Str.). So können wir erreichen, dass
mehr Kinder und vielleicht auch Eltern auf das Fahrrad umsteigen.
Dies würde zu einer Reduktion des Verkehrsaufkommens beim Kinder-in-
die-Schule-Bringen führen.
- Fahrradwege in Richtung Schulen müssen ausgebaut und sicherer
- Mit dem Ziel einer plastikfreien Schule fordern wir, den
Verpackungsmüll im Pausenverkauf zu eliminieren. In den Schulen
sollten Speisen in Mehrwegboxen mit Rückgabesystem angeboten werden.
Tetrapacks sollten abgeschafft werden, genauso Strohhalme und
Plastikbesteck. Die vollständige Umstellung, hin zur
plastikmüllfreien Schule, könnte ein Vorbildeffekt auch für die
weiterführenden Schulen sein, die ja nicht der Stadt unterstellt
sind.
- Mit dem Ziel einer plastikfreien Schule fordern wir, den
- Der natürliche Bewuchs der Grünanlagen um die Schulen muss stärker
in den Unterricht mit einbezogen werden, z.B. durch Kurse zur
Bestimmung der natürlich wachsenden vielfältigen Pflanzen. So können
wertvolle Initiativen zur Vielfalt auch in unserer Stadt gelebt
werden. - Vor allem Jugendlichen müssen Rückzugsräume zur freien Entfaltung
bereitgestellt werden. Wir Grüne stehen für eine lebendige
Jugendkultur, deswegen setzen wir uns für die Einrichtung/ Erhalt
von Jugendfreizeitheimen oder anderen selbstverwaltende Formen ein.
Aber auch die Ferienbetreuung ist ein wichtiger Punkt. Kommunen und
Vereine erstellen bereits oftmals ein Ferienprogramm. Wir wollen,
dass die unterschiedlichen Angebote gebündelt werden und möglichst
allen Familien offenstehen.
- Der natürliche Bewuchs der Grünanlagen um die Schulen muss stärker
3) Studenten / Junge Erwachsene / Auszubildende
Um eine persönliche Bindung an Neumarkt für o. g. Zielgruppe zu schaffen,
benötigen wir:
- Bezahlbaren Wohnraum: Hierfür soll eine Plattform eingerichtet werden, die
Alt und Jung zusammenbringt. Alte/ältere Menschen sind oftmals
alleinstehend (die Kinder sind aus dem Haus und/oder man/frau ist
verwitwet) und haben häufig viel zu viel Wohnraum, um den sie sich kümmern
müssen. Hier können Wohngemeinschaften in einer Win-Win-Situation
entstehen: Der ältere Mensch ist nicht mehr alleine, bekommt bestenfalls
Unterstützung bei der Haus- und Gartenarbeit. Der junge Mensch bekommt
bezahlbaren Wohnraum.
- Semesterticket (s. a. Nürnberg): Wenn wir wollen, dass von
Studenten/Auszubildenden die öffentlichen Verkehrsmittel genutzt werden,
müssen wir sie alternativlos attraktiv (= günstig) machen! Fahrten zum
Ausbildungsbetrieb sollten mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich
gemacht werden. Da die Hochschule in Neumarkt eine Dependance der OHM-
Fachhochschule, werden Fahrten nach und von Nürnberg notwendig sein.
Ebenso Fahrten von zuhause und zurück müssen mit den Öffentlichen zu weit
ausgedehnteren Zeiten als bisher möglich sein. Andere Kommunen haben dies
bereits geschafft – ein Anreiz, es ihnen gleichzutun!
- Zusätzlich sollte unbedingt ein neuer Versuch beim Fahrrad-Sharing
unternommen werden und entsprechend beworben werden.
- Eine ausgewogene, den jeweiligen Bedürfnissen (= vegetarisch; vegan;
Schweinefleischfrei; koscher etc.) entsprechende regionale Bio-
Ernährungfür alle: Alle öffentlichen (und privaten – falls gewünscht)
Einrichtungen (Mensa Gymnasien; Kindergärten und Grundschulen mit
Ganztageseinrichtungen; etc.) werden von einer zentralen Küche in Neumarkt
für Neumarkt (analog zu: Aus der Region – für die Region und natürlich in
Bio-Qualität) versorgt. So wird sich auch ein wirtschaftlicher Preis
erarbeiten lassen (der momentane z. B. in den Kindergärten und
Grundschulen von über 4 € ist u. E. zu hoch und führt dazu, dass das
momentane Angebot nicht/nur unzureichend genutzt wird), der für alle
(Produzenten, Verarbeiter, Nutzer) attraktiv ist.
Bürgerinnen und Bürger sollen sich mit ihrer Kommune identifizieren und
wohlfühlen. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, bedarf es neben Strukturen und
Anpassungen für den familialen Lebensalltag auch ein entsprechendes
Freizeitangebot. Dies können z.B. familiengerechte Gebühren oder Vergünstigungen
in Form eines Familienpasses sein, der als Ermäßigung bei öffentlichen
Einrichtungen und Angeboten, wie der Stadtbibliothek, Schwimmbäder,
Veranstaltungen, ÖPNV oder VHS Kursen für Familien und Kindern dient. Unser Ziel
ist es Begegnungsstätten zu schaffen, von modernen und sicheren Spielplätzen bis
zu barrierefreien Mehrgenerationenhäusern.
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